Den richtigen Partner für rechtliche Angelegenheiten finden – ein Leitfaden

Autor:in:
Irina Shafir, LL.M.
Veröffentlicht am:
January 1, 2024

Rechtliche Herausforderungen und der Umgang mit ihnen

Wir alle kennen die Situation, in der wir meinen, Recht zu haben, auch  wenn  uns das rechtliche Wissen fehlt, diese Intuition zu untermauern. Ob es der Brief der Vermietung über eine Mieterhöhung ist, der Arbeitgeber den geplanten Jahresurlaub ungenehmigt lässt oder eine Reise vom Veranstalter eine Woche früher einfach storniert wurde, obwohl uns bereits die Vorfreude auf den Urlaub gepackt hat. Egal ob uns im täglichen Leben gewisse Dinge passieren oder wir uns geschäftlich mit rechtlicher Unsicherheit plagen, wir haben immer ein eigenes Gerechtigkeitsgefühl hierzu.

Oftmals gibt es aber eine Lücke zwischen dem Gerechtigkeitsgefühl und der Rechtslage, wie sie von der Rechtsprechung entschieden wird. Deshalb können wir versuchen, rechtliche Herausforderungen selbst zu klären und für uns einzustehen. Ab einem gewissen Punkt ist jedoch professioneller Rechtsrat gefragt.

Wie finden Sie den richtigen Partner für rechtliche Angelegenheiten?

Bei der Klärung rechtlicher Belange denken die meisten Menschen zunächst an eine Rechtsanwaltskanzlei.

Doch es gibt auch andere Stellen, die rechtliche Beratung für eine Jahres- bzw. Monatsgebühr anbieten und deshalb günstiger ausfallen. Beispielsweise kann ein Eintritt in den Mieterverein sinnvoll sein, wenn öfter Streitigkeiten mit dem Vermieter oder der Verwaltung auftreten. Denn auch beim Mieterverein wird man von Jurist:innen beraten und betreut.

Wenn jemand eine Forderung aus einer unbezahlten Rechnung hat, kann man wegen jeder noch so kleinen und unstreitigen Forderung sofort den Anwalt einschalten oder beispielsweise ein Inkassobüro kontaktieren, das im Erfolgsfall einen Teil der Forderung einbehält. So vermeidet man das Risiko, zwangsläufig den Anwalt einzuschalten und zu bezahlen. Und selbstverständlich bleibt auch immer die Möglichkeit, eine anwaltliche Kanzlei zu konsultieren. Hier wird man für den Einzelfall eine individuelle Vertretung finden.

Ist Anwalt gleich Anwalt?

Alle Anwält:innen in der Bundesrepublik Deutschland haben ein Jurastudium abgeschlossen, das mindestens 4,5 Jahre dauert und abschließend mit dem 1. Staatsexamen bereits zahlreiche Rechtsprüfungen bestanden. Anschließend muss auf dem Weg zur Anwaltstätigkeit ein  2-jähriges Referendariat absolviert und 2. Staatsexamen bestanden werden.

Manch ein:e Anwalt oder Anwältin erwirbt sodann einen Expert:innen-Status auf einem bestimmten rechtlichen Gebiet. Möglich ist dies durch eine Promotion oder Masterstudium auf einem bestimmten rechtlichen Gebiet  – erkennbar am Dr.- oder LL.M.-Titel -, ein oder mehrere Fachanwaltstitel aber auch die Bearbeitung einer großen Anzahl von Rechtsfällen auf einem speziellen Gebiet.

Sofern Du dich nach einer passenden rechtlichen Vertretung umschaust, darfst du auf soeben dargestellte Hinweise achten (Dr.-Titel, LL.M., Fachanwaltstitel oder viele positive Rezensionen auf einem bestimmten Rechtsgebiet).

Beauftrage außerdem kein:e Fachanwält:in für Mietrecht, um dich bei deiner Scheidung vertreten zu lassen. Ein hoher Streitwert deines Falles könnte für den Anwalt interessant sein und die Bereitschaft wecken, sich in den Fall einzuarbeiten, denn nach dem Streitwert richtet sich auch die Höhe der Vergütung deiner rechtlichen Vertretung. In der Regel wird ein:e Fachanwält:in für Mietrecht aufgrund mangelnder praktischer Erfahrung vor dem Familiengericht dort auch weniger Erfolg haben.

Gleiches gilt für andere spezielle Gebiete, insbesondere das Baurecht, das Erbrecht, das Mietrecht, das Familienrecht und natürlich für Exoten wie das Pferderecht, Jagdrecht, Agrarrecht oder beispielsweise das Schiffahrtsrecht.

Auch auf dem Gebiet des Öffentlichen Rechts und des Strafrechts sind oftmals Experten die bessere Wahl.

Wenn es voraussichtlich zu einem rechtlichen Prozess vor Gericht kommen wird, ist ein:e Prozessanwält:in die bessere Wahl, als ein:e Anwält:in mit einem Schwerpunkt auf dem Verfassen von Verträgen und Allgemeine Geschäftsbedingungen im beruflichen Alltag. Denn Prozessführung darf geübt sein und hat auch ihre Tücken.

Die Wahl von Expert:innen bietet einige Vorteile. In der Regel fühlen sich Mandant:innen hier nicht nur besser aufgehoben, sondern vermitteln einen kompetenten Eindruck und sind manch einem Richter und einer Richterin bereits als Expert:in in Erscheinung getreten. Wenn Richter:innen selbst noch unsicher ist, folgen sie in den meisten Fällen der Auffassung der kompetenteren Vertretung. Denn Expert:innen schaffen Vertrauen und beeinflussen oftmals das Meinungsbild anderer Menschen.

Örtliche Aspekte bei der Suche

Viele Menschen suchen in örtlicher Nähe eine passende rechtliche Unterstützung. Dies kann von Vorteil sein, wenn man gerne die rechtliche Unterstützung persönlich kennenlernen möchte und sich hierdurch besser aufgehoben fühlt. Im Zeitalter der Digitalisierung ist empfehlenswert, sich eher dem Expert:innen-Status zu widmen und unabhängig von Orten nach kompetenter Unterstützung zu schauen. Bei der Entscheidungsfindung helfen Rezensionen, Empfehlungen Dritter und nicht zuletzt die eigene Intuition.

Mit der richtigen Wahl lassen sich viele Herausforderungen vorab vermeiden oder zumindest effektiv lösen. Eine erste Auswahl passender Partner:innen bekommt man direkt, indem man “Anwält:in für + das Rechtsgebiet + Ort” in der Internetsuche eingibt.

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Irina Shafir, LL.M.
Content creation Legal & Gründung
Irina ist Kolumnistin für Gründerzeit. Rechtsanwältin Irina Shafir, LL.M. ist geschäftsführende Gesellschafterin der Shafir Legal Marketing GmbH und hat sich auf die (steuer-) rechtliche Branche konzentriert sowie rein auf das Marketing über die Plattform LinkedIn. Sie hat in knapp drei Jahren bereits über 29.000 Follower, hunderte von Mandaten und drei Mitarbeiterinnen gewonnen.