Gefährliche, gesellschaftlich akzeptierte Droge oder übertriebene Angstmacherei eines Genussmittels?

Veröffentlicht am:
June 3, 2024
Autor:innen:
Ronja Käding & Fabian Kölbel

Wie schädlich ist Alkohol wirklich?

Er macht lustig, hebt die Stimmung, nimmt die Hemmungen und es wird behauptet, dass er sich sogar positiv auf die Herzgesundheit auswirkt. Wenn er in großen Mengen konsumiert wird, entstehen negative gesundheitliche Folgen. Diese Fakten über Alkohol sind mittlerweile bekannt und weit verbreitet. Doch gibt es überhaupt einen gewissen Schwellenwert, bis zu dem man Alkohol ohne Bedenken genießen kann? Ist das Feierabendbier in Ordnung, oder hat das bereits Auswirkungen?

Der Abbauprozess von Alkohol

Um diese Fragen zu klären, lass uns einen Blick auf die Verstoffwechselung von Alkohol und seine Besonderheiten werfen. Wir nehmen Alkohol in Form von Ethanol auf. Ethanol ist giftig und kann von unserem Körper nicht verwertet werden. Deshalb wandelt der Körper Ethanol zu Acetat um, das der Körper dann in Form von Energie verbrennen kann bzw. über den Urin und Schweiß ausscheidet. Das Problem dabei: die Umwandlung gelingt nur über eine Zwischenform, das Acetaldehyd. Acetaldehyd ist aber noch giftiger als Ethanol.

Je nachdem, wie viel Alkohol getrunken wurde und wie schnell die Umwandlung von der giftigen Zwischenform in die verwertbare Endform stattfindet, staut sich mehr von der giftigen Zwischenstation an und richtet potenziell Schaden an den Zellen an. Das beschwipste oder betrunkene Gefühl ist übrigens die Folge von einem Anstau des Acetaldehyd, also im Prinzip die Symptome der Vergiftung.

Gibt es eine unbedenkliche Dosis?

Die Frage, die vielen unter den Nägeln brennt, ist dabei: Gibt es eine unbedenkliche Menge an Alkohol? Die Antwort auf diese Frage liefert uns eine aktuelle Studie, die ganz klar aussagt, dass jeder Tropfen Alkohol unseren Körper schädigt.

Dabei ist es egal, ob eine niedrige bis mittlere Dosis Alkohol, was etwa sieben bis vierzehn Getränken pro Woche entspricht, an einem Tag oder verteilt auf die ganze Woche getrunken wurde. Das bedeutet, ob du an jedem Tag der Woche ein bis zwei Getränke trinkst, oder am Wochenende zweimal drei bis sieben Getränke macht in der Wirkung keinen Unterschied. In beiden Fällen wurde eine Veränderung der Gehirnstrukturen sowie eine Verminderung des Gehirnvolumens festgestellt. (Remi Daviet et al., 2022)

Darüber hinaus nimmt Alkoholkonsum auch Einfluss auf die Schaltkreise unserer Neuronen. Das bedeutet, Eingangsreize treffen auf die Schaltkreise und werden von ihnen interpretiert. Aus dieser Interpretation heraus entsteht dann unser Verhalten oder unsere Wahrnehmung. In diese Interpretation greift Alkohol ein und verändert sie und damit unser Verhalten und unsere Wahrnehmung. Ob und inwiefern auch schon bei gelegentlichem Alkoholkonsum - zum Beispiel ein bis zweimal pro Woche - länger anhaltende Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen entstehen und in welchen Ausprägungen sie sich zeigen, wird aktuell in der Forschung noch diskutiert.

Weitere negative Effekte von Alkohol

1. Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt
Über die Effekte auf das Gehirn hinaus zerstört Alkohol auch einen Teil der guten Darmbakterien. Das führt langfristig zu einer Schädigung der Darmwand und kann zu einem “leaky gut-Syndrom” führen. Das bedeutet, dass schlechte Darmbakterien die Darmwand passieren können und in den Blutstrom übergehen.

Probiotika können bei einem leaky gut-Syndrom zwar symptomlindernd wirken und den Körper unterstützen, aber die Ursache wird durch sie nicht bekämpft. Das Hauptproblem, ist, dass die Darmwand entzündet und durchlässig ist.

2. Hemmung des Immunsystems
Der Abbauprozess von Alkohol, den wir bereits kennengelernt haben, löst außerdem entzündliche Prozesse aus und hemmt unser Immunsystem.


3. Erhöhung des Brustkrebsrisikos
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Effekt von Alkohol ist das erhöhte Brustkrebsrisiko bei Frauen. So zeigen immer mehr Studien, dass das Brustkrebsrisiko um 30-50% ansteigt, wenn ein bis zwei alkoholische Getränke pro Tag konsumiert werden. (Jasmine A. McDonald et al., 2013)Dabei bewegt sich das Maß für ein Getränk ungefähr bei 350 ml Bier, 150 ml Wein oder 45 ml Schnaps.

Aber hat ein Glas Wein pro Tag nicht positive Effekte?

Wein wird nachgesagt, dass er einen positiven Effekt auf die Herzgesundheit hat. Grund hierfür sei sein Resveratrolgehalt. Resveratrol ist ein antioxidativer Pflanzenstoff, der freie Radikale unschädlich macht und so Zellschädigungen und Entzündungen reduziert.Ein Glas Wein enthält 2,5 mg Resveratrol. Die Studien, die positive Effekte nachweisen, verwendeten allerdings 500-1000 mg. Das entspräche also 200-400 Gläsern Wein. Dass die negativen Effekte bei derartigen Mengen im Vergleich zu möglichen positiven überwiegen, steht wohl außer Frage. Ob die geringe Menge an Resveratrol in einem Glas Wein überhaupt eine Wirkung hat, ist eher umstritten und bedarf weiterer Forschung.

Darf ich also nie wieder Alkohol trinken?

Das wäre tatsächlich absolut die beste Entscheidung. Gleichzeitig wird ein gelegentlicher Drink einmal im Monat oder seltener keine ernsthaften gesundheitlichen Probleme auslösen. Trotzdem hoffen wir, dass du durch diesen Artikel noch bewusster mit dem Thema Alkohol umgehst und vielleicht etwas öfter zu alkoholfreien Alternativen greifst.

Ronja Käding & Fabian Kölbel
Content Creation Health & Mindfulness
Ronja und Fabian schreiben gemeinsam darüber wie du körperlich und geistig deinen Alltag meisterst und nachhaltig an und mit dir arbeiten kannst. Du kannst dich auf geballtes Wissen freuen, denn Ronja und Fabian haben ihre beruflichen Hintergründe in der Medizin und Psychologie noch mit Fitnesstrainer- und Ernährungsberaterlizenzen erweitert.