Das biologische Alter reduzieren: Länger und gesünder leben

Veröffentlicht am:
July 1, 2024
Autor:innen:
Ronja Käding & Fabian Kölbel

Zu meinem 18. Geburtstag bekam ich eine Anti-Aging Creme - als Gag. Sobald die ersten grauen Haare kommen, wird gefärbt. Und wir belegen immerhin Platz 5 bei Botoxbehandlungen im Ländervergleich.1 Den Alterungsprozess aufzuhalten und zu verlangsamen, ist in unserer Gesellschaft ein großer Wunsch. Dabei geht es mittlerweile nicht nur mehr darum, jünger auszusehen, sondern auch länger und vor allem möglichst lange gesund zu leben.

Das heißt, das biologische Alter soll möglichst jung gehalten werden. Aber kann man das biologische Alter tatsächlich messen und sogar beeinflussen?

Telomere -  Die Biomarker deines biologischen Alters

Im Jahr 2009 erhielt Elisabeth Blackburn den Nobelpreis für die Entdeckung der Telomere.

Der Begriff Telomer stammt aus dem Griechischen. Télos bedeutet “Ende” und méros bedeutet “Teil”. Dieser Name ist sehr passend, da die Telomere Schutzkappen am Ende der Chromosomen sind. Die Nobelpreisträgerin zieht gerne Schnürsenkel als Vergleich heran, um die Telomere zu beschreiben. Die Schnürsenkel sind dabei die Chromosomen, die Träger der DNA. Die Schutzkappe am Ende, das sind die Telomere.

Telomere agieren also wie eine Art Schutzmechanismus für die gesunde Zellteilung. Sie schützen die Zelle vor Kopierfehlern bei der Zellerneuerung und sind damit maßgeblich an jungen, gesunden und funktionsfähigen neuen Zellen beteiligt. Vervielfachen sich Fehler in der DNA, sind Krankheiten wie Krebs die Folge.

Ausgehend von der Länge der Telomere kann man tatsächlich ein biologisches Alter ableiten.

Nach 50 Zellteilungen ist Schluss

Allerdings gibt es ein Limit an Zellteilungen. In den 60er Jahren fand Leonard Hayflick heraus, dass sich menschliche Zellen in Zellkulturen nur circa 50 bis 60 Mal teilen können.2 Viele Jahre später wurde dann die Verknüpfung zwischen den Telomeren und der Zellteilungsgrenze hergestellt.

Denn bei jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere. Mit zunehmendem Alter und voranschreitender Verkürzung werden sie schließlich zu kurz und können ihre Schutzfunktion nicht mehr erfüllen. Die Zellen sterben nicht sofort, reagieren aber zunehmend schlechter auf Umwelteinflüsse, Stress und Entzündungsprozesse. Es kommt zum Wachstumsstopp und Tod der Zellen.

Auch wenn der genaue Alterungsprozess noch nicht vollständig geklärt ist, wird davon ausgegangen, dass dieser sowie viele Erkrankungen wie zum Beispiel Alzheimer und Krebs mit der Verkürzung und dem entsprechenden Wachstumsstopp der Zellen in Verbindung stehen und die Lebenserwartung verkürzen.

Lebensdauer ist nicht nur genetisch veranlagt

Bei der zu erwartenden Lebensdauer spielen genetische Faktoren eine Rolle. Denn die angeborene Telomerlänge ist individuell.

Die genetische Komponente wirkt sich allerdings nur zu circa 25%  auf die Lebenserwartung aus. Den Löwenanteil mit circa 65% schreiben Forschende anderen Faktoren zu, wie der sozialen und finanziellen Lage, Bildung und Lebensstil.3

Die Theorie ist, dass ungünstige Umweltfaktoren zu Schädigungen am Erbgut führen können. Deshalb verkürzen sich die Telomere, um weitere Zellteilungen in schlechter Umgebung zu verhindern. Diese Schutzfunktion bzw. Verkürzung der Telomere hat die Folge des vorzeitigen Alterns.

Alterung ist flexibel

Jetzt bleibt natürlich die Frage, wie man die Verkürzung der Telomere so lange wie möglich hinauszögern und ob man die Telomere auch wieder verlängern kann. Vermutlich ist das der Fall.

Tatsächlich scheint das biologische Alter flexibler zu sein als bisher gedacht. So hat eine Studie von Lara M. C. Puhlman et al. (2019)4 ergeben, dass schon innerhalb eines kurzen Zeitraums von neun Monaten Veränderungen in der Telomerlänge und sogar der Verdickung von Gehirnstrukturen festzustellen waren. Dies deutet darauf hin, dass bereits kurzfristige Veränderungen in der Telomerlänge Schwankungen auf den Gesundheits- und Alterungszustand widerspiegeln. Ob sich die kurzfristigen Veränderungen auch langfristig auf den Gesundheitszustand auswirken, bedarf allerdings noch einiger Forschung.

Was kannst du dagegen tun?

Freu dich auf die kommenden zwei Kolumnen, denn hier werden wir noch tiefer in die Telomerwelt eintauchen. Wir beleuchten, was genau Gründe für eine provozierte Telomerverkürzung sind und vor allem auch, was du tun kannst, um die Verkürzung zu verlangsamen und sie vielleicht sogar wieder zu verlängern - und damit dann länger gesünder zu leben.

1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/449504/umfrage/anzahl-von-botulinumtoxin-behandlungen-in-ausgewaehlten-laendern/

2https://www.mpg.de/13912208/telomere-gehirnstruktur#:~:text=Telomere%20sind%20Schutzkappen%20an%20den,ihre%20Funktionen%20zunehmend%20schlechter%20ausf%C3%BChren

3 https://www.mpg.de/544927/pressemitteilung200709272

4 https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2751893

Ronja Käding & Fabian Kölbel
Content Creation Health & Mindfulness
Ronja und Fabian schreiben gemeinsam darüber wie du körperlich und geistig deinen Alltag meisterst und nachhaltig an und mit dir arbeiten kannst. Du kannst dich auf geballtes Wissen freuen, denn Ronja und Fabian haben ihre beruflichen Hintergründe in der Medizin und Psychologie noch mit Fitnesstrainer- und Ernährungsberaterlizenzen erweitert.