Wie gelingt die Suche nach Investor:innen im Jahr 2024?

Veröffentlicht am:
Autor:in
Rebecca Troch

Durch die aktuelle Wirtschaftslage wird es für junge Unternehmen und Start-ups immer schwieriger, Investor:innen zu finden. Dein Pitch muss schnell überzeugen und aus dem Meer an Pitches herausstechen - Fehler solltest du dir dabei keine leisten. Trotzdem fällt auf, dass viele Gründer:innen im Finanzbereich unzureichend vorbereitet sind, um ihren Businessplan vor Investor:innen zu verargumentieren und ihnen einen guten Einblick in ihr Unternehmen zu geben. Welche Fehler du bei der Investorensuche vermeiden solltest und wie du einen starken Businessplan erstellst, erfährst du in diesem Gastbeitrag von Finanzexpertin und Virtual CFO Rebecca Troch.

Die 4 größten Fehler bei der Investorensuche

Fehler#1: Unzureichende Vorbereitung

Bei Gesprächen mit Investor:innen ist eine gute Vorbereitung das A und O. Viele Unternehmer:innen vernachlässigen diesen Punkt, der so leicht umzusetzen ist, und scheitern beim Pitch an ihrem unsicheren Auftreten und den (teilweise vorhersehbaren) Rückfragen der Investor:innen.

Schlechte Vorbereitung zeigt sich zum Beispiel in einem unvollständigen Businessplan oder ungenauen Finanzprognosen: Insbesondere überoptimistische Schätzungen des Marktpotenzials oder unrealistische Wachstumsprognosen rufen skeptische Reaktionen bei Investor:innen hervor. Präsentiere daher stets realistische und gut recherchierte Zahlen.

Fehler #2: Überhöhte Unternehmensbewertung

Mit einer hohen Bewertung möchten Gründer:innen ihr Unternehmen in ein möglichst positives Licht rücken, allerdings ist oft das Gegenteil der Fall. Eine realistische und marktgerechte Bewertung fußt auf soliden Grundlagen und nachweisbaren Fakten. Diese sind in einem guten Businessplan nachvollziehbar aufgeschlüsselt und du kannst auch tiefergehende Fragen zu den bereitgestellten Kennzahlen beantworten. (Welche Zahlen in deinen Businessplan gehören, erfährst du weiter unten.)

Fehler #3: Unpassende Investor:innen

Gib dich nicht damit zufrieden, irgendwelche Investor:innen zu finden, sondern konzentrier dich darauf, die richtigen Investor:innen für dein Unternehmen zu gewinnen. Prüfe zum Beispiel die Hintergründe, Interessen und bisherigen Investitionen potenzieller Investor:innen, um sicherzustellen, dass sie gut zu deinem Unternehmen passen.

Fehler #4: Kein Feedback annehmen

Unternehmer:innen, die nicht bereit sind, auf Feedback von Investor:innen einzugehen oder sinnvolle Anpassungen an ihrem Geschäftsmodell vorzunehmen, können als starr und unkooperativ wahrgenommen werden. Da potentielle Investor:innen zu Geschäftspartner:innen werden sollen, ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und eigene Flexibilität unabdingbar.  

Wie du einen unschlagbaren Businessplan erstellst

Was gehört nun in einen Businessplan? Er sollte auf jeden Fall eine klare Vision, Strategie und Wertversprechen enthalten, um potenzielle Investoren anzusprechen. Zudem gibt es einige Kennzahlen, die in keinem Business fehlen dürfen:

Marktanalyse und -forschung

Sammle für die Marktanalyse und Markforschung Daten zu Marktgröße, Wachstumstrends, Wettbewerbslandschaft und Zielgruppen und bereite sie für deinen Businessplan auf. Die Analyse stellt das Potenzial deines Unternehmens am Markt dar und veranschaulicht den Investor:innen, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um zu investieren.

Umsatzprognose

Die Umsatzprognose kann anhand von zwei verschiedenen Ansätzen erstellt werden. Beim Top-Down-Ansatz beginnst du mit der Gesamtmarktgröße und schätzt basierend darauf den Marktanteil, den dein Unternehmen erreichen kann. Diese Methode ist hilfreich, um das Potenzial in einem großen Markt zu verstehen.

Beim Bottom-Up-Ansatz errechnest du die erwarteten Umsätze basierend auf der Anzahl der potenziellen Kund:innen, dem Preis  deiner Produkte oder Dienstleistungen und der erwarteten Verkaufsmenge. Diese Methode ist detaillierter und basiert auf spezifischen Geschäftstätigkeiten.

Kostenprognose

Unterteile die Ausgaben für die Kostenprognose in drei Kategorien: Die variablen Kosten hängen direkt mit dem Umsatz zusammen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Material- oder Produktionskosten von Gütern.

Die fixen Kosten fallen dagegen unabhängig vom Umsatz an. Zu ihnen zählen zum Beispiel Miete, Gehälter oder Versicherungen. Die einmaligen Kosten sind Investitionen und andere einmalige Ausgaben, die oft bei der Gründung oder der Expansion eines Unternehmens anfallen. Schlüssle die Ausgaben aus allen Kategorien möglichst genau auf und bereite dich darauf vor, diese bei Bedarf erklären zu können.

Gewinn- und Verlustrechnung

Stelle für die Gewinn- und Verlustrechnung die Umsätze, Kosten und Gewinne detailliert über einen bestimmten Zeitraum dar. In der Regel sind das drei bis fünf Jahre. Berücksichtige dabei auch saisonale Schwankungen und mögliche wirtschaftliche Veränderungen, auf die du in deinem Businessplan hinweist.

Cashflow-Prognose

Eine Cashflow-Prognose gibt Aufschluss über den Zufluss und Abfluss von Geldmitteln im Unternehmen. Achte dabei besonders auf ausreichend Liquidität, um deine laufenden Verpflichtungen erfüllen zu können.

Break-even-Analyse

Der Break-even ist der Punkt, an dem die Einnahmen deines Start-ups die Kosten decken und es profitabel wird. Diese Analyse hilft, die Rentabilität und die notwendigen Verkaufsvolumina zu verstehen.

Fazit: Sei deinen Mitbewerber:innen einen Schritt voraus

Wenn du gerade auf der Suche nach Investor:innen bist, heißt es jetzt: In die Zahlen abtauchen und dich gut auf das nächste Gespräch vorbereiten. Mit einer gründlichen und fundierten Vorgehensweise bei der Erstellung deines Businessplans gewinnst du das Vertrauen der Investor:innen und bietest ihnen eine realistische Einschätzung deines Unternehmens und seines Werts. Das ist nicht nur wichtig für dein nächstes Investorengespräch, sondern verschafft dir auch einen guten Überblick über die Zukunft deines Unternehmens.

Autor:innen Profil:

Rebecca Troch ist Finanzexpertin und Virtual CFO. Nach fast 20 Jahren im Controlling und Finanzmanagement bei Unternehmen wie Decathlon, H&M und New Yorker gründete sie 2018 Counting the Apples Consulting. Sie hilft Unternehmer:innen und Gründer:innen, ihre Zahlen endlich zu verstehen und faktenbasierte Entscheidungen zu treffen.