Nicht Handtaschen verändern die Welt, sondern die Frauen, die sie tragen

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Veröffentlicht am: 
October 29, 2024
Im Interview mit
Jenny Wüstner

AMELI Zurich erfüllt den Wunsch von (wahrscheinlich) jeder Frau, die beruflich schon einmal gereist ist. Das Schweizer Startup designt funktionale und elegante Business-Handtaschen für Frauen. Wir haben für Gründerzeit Magazin mit Christina Stahl, der Gründerin von AMELI Zurich, über ihr Startup gesprochen.

„Ich möchte am Zürcher Flughafen irgendwann genauso viele AMELI Taschen sehen wie RIMOWA Koffer.

Traditionelle Laptoptaschen sind für Männer entworfen: Klobig, entweder schwarz oder grau und unansehnlich. Nun leben wir nicht mehr in den 1980er Jahren, in denen hauptsächlich Männer auf Dienstreisen waren, sondern sind im Jahr 2023 angekommen. Trotzdem ist das Startup AMELI Zurich, das Christina Stahl 2020 gemeinsam mit ihrem Ehemann Charly Stahl gegründet hat, bis heute die einzige Marke, die sich auf Business-Handtaschen für Frauen fokussiert. Darüber hinaus möchten sie Frauen über Handtaschen hinweg empowern: Jedes Jahr werden 10% der Erlöse vom International Women’s Day an Organisationen gespendet, die Frauen unterstützen.

Gründung im Corona-Lockdown 2020

Christina Stahl befreit Frauen vom Leid hässlicher Laptop-Taschen. In ihrem damaligen Job als Unternehmensberaterin reiste sie häufig und stand vor der Qual der Wahl: Eine elegante Damenhandtasche oder eine funktionale, unansehnliche Unisex-Laptoptasche.

Während des Corona-Lockdowns 2020 wollte Christina Stahl der Schreibblockade während ihrer Doktorarbeit entkommen und gründete gemeinsam mit ihrem Mann Charly Stahl das Unternehmen. Im Juni 2020 stand der erste Prototyp und Produzenten waren gefunden, im August konnte man die erste Handtasche vorbestellen und im Oktober 2020 wurden die ersten Taschen bereits ausgeliefert. Durch diese schnelle Entwicklung haben sie sehr schnell testen können, ob die Handtaschen bei den Kundinnen ankommen. Christina Stahl ist hierbei die treibende Kraft für das Produkt gewesen, während sich ihr Mann um die Details im Hintergrund kümmerte. Nicht viele Startups in der Modeindustrie schaffen es innerhalb eines halben Jahres von der Gründung zur Produktauslieferung. Dabei geholfen hat Christina Stahl ihr Mindset aus der Unternehmensberatung: Get shit done! nach dem 80/20-Prinzip.

Christina Stahl ist bei AMELI Zurich zuständig für alles, was man sieht: Das Produkt, Website, Marketing & die Kommunikation. Ihr Mann Charly Stahl ist zuständig für die Finanzen und Legal und seit Kurzem hat das Gründungsteam Verstärkung bekommen: In diesem Jahr ist Stephanie Schröder als COO zu AMELI gestoßen.

Das Produkt: Elegante, zeitlose Business-Handtaschen

Die Ästhetik war für Christina Stahl immer der Ausgangspunkt für die Produktdesigns. Die perfekte Handtasche sollte ihren persönlichen Stil untermalen und ihrer Trägerin Kompetenz und Selbstbewusstsein vermitteln. Danach kamen die funktionalen Überlegungen.

AMELI Zurich hat sich seinen drei Unternehmenswerten Integrität, Transparenz und Authentizität verschrieben.

Integrität

Das gesamte Gründungsteam legte von Anfang sehr viel Wert auf die Langlebigkeit der Handtaschen: Sowohl bei der Auswahl der Materialien und der Verarbeitung, aber auch mit den zeitlosen, klassischen Designs. Im besten Fall trägt man eine AMELI Handtasche über viele Jahre hinweg. “Das ist unsere Definition von Nachhaltigkeit”, so Christina Stahl.

Bei AMELI werden sogar Lederreste aus der Produktion für kleine Accessoires verwendet, denn viele bekannte Modemarken, auch im Luxussegment, zerstören nicht verkaufte Artikel. “Bisher wurde bei uns noch keine einzige Handtasche zerstört und wir bieten regelmäßig einen besonderen Sale für Taschen mit kleinen Schönheitsfehlern an.”

Die Gründerin weiter: “Mir ist es wichtig, dass unter unserem Unternehmen niemand in der Lieferkette leidet. Wir legen großen Wert auf faire Arbeitsbedingungen bei all unseren Partnern und besuchen unseren Produzenten alle sechs Wochen in Italien.”

Transparenz

AMELI Zurich hat sich für ein Direct-to-Consumer-Preismodell entschieden, das sich stark vom traditionellen Einzelhandel abhebt. Indem die Kund:innen direkt angesprochen werden und bei AMELI kaufen, umgeht das Startup Zwischenhändler und kann seine Handtaschen in Luxusqualität zu erschwinglicheren Preisen anbieten. Dieser direkte Ansatz gibt ihnen auch die volle Kontrolle über die Preisgestaltung.

Außerdem kann man auf der Website von AMELI Zurich die Preisgestaltung ganz transparent einsehen. Das klassische Modell SEEFELD von AMELI kostet 550€ und beinhaltet die Posten Produktion, Logistik, Gebühren, Mehrwertsteuer und sonstige Unternehmenskosten. Bei diesem Kostenmodell würde die Handtasche im traditionellen Einzelhandel rund 1.100€ kosten.

Das Startup kritisiert die Intransparenz in der Modeindustrie, die bis vor einiger Zeit komplett selbstverständlich war. Man konnte sich als Kund:in nie sicher sein, ob die Qualität wirklich den hohen Preis widerspiegelt. Die Gründerin betont: “Wir sind bestrebt, eine faire und transparente Preisgestaltung beizubehalten, die den echten Wert und die Handwerkskunst unserer Taschen widerspiegelt.”

Authentizität

Das Zürcher Startup hat es innerhalb kurzer Zeit geschafft, eine starke Community aufzubauen. Christina Stahl berichtet uns, dass 25% aller Kund:innen auf Empfehlung aus ihrem Umfeld kaufen. Außerdem hören die Gründerin und ihr Team stark auf das Feedback aus der Community: Neue Produkte werden auf Basis von Kundenfeedback entwickelt und bestehende Produkte dementsprechend verbessert. Ihr Anspruch ist, die Produkte stetig weiterzuentwickeln.

Christina Stahl möchte auch bei anhaltendem Erfolg die Werte Transparenz, Authentizität und Integrität nie aus den Augen verlieren und auf nachhaltige Weise wachsen. Schnelles Wachstum birgt oft die Gefahr, dass die Produktion von Italien nach Asien verlegt oder der Bezug zu ihren Kund:innen verloren geht. Bisher ist das Startup komplett eigenfinanziert. “Es hat den großen Vorteil, dass wir in eigener Geschwindigkeit wachsen können.”

Trotzdem hat die Gründerin ein großes Ziel: “Ich möchte am Züricher Flughafen irgendwann genauso viele AMELI Taschen sehen wie RIMOWA Koffer.”

Einsatz für Female Empowerment

Wenn man sich die Erfolgsgeschichte von AMELI Zurich so anschaut, entsteht schon die Frage, warum es bisher noch keine Business-Handtaschen für Frauen auf dem Markt gab.

“Die berufstätige Frau ist in der Modeindustrie noch nicht wirklich angekommen. Vor Corona sind die wenigsten Frauen aus meinem Umfeld beruflich viel gereist oder mussten ihren Laptop regelmäßig mit sich tragen. Das waren meist nur Anwältinnen oder Unternehmensberaterinnen. Dementsprechend war die Nische zu klein. Corona war ein Katalysator, um diese Nische größer zu machen.”

Für Christina Stahl ist klar: Nicht Handtaschen verändern die Welt, sondern die Frauen, die sie tragen. Sie wollte mit ihrem Unternehmen von Anfang an erreichen, dass eine AMELI Handtasche ein Gefühl von Empowerment vermittelt. “Frauen machen 50% unserer Gesellschaft aus, aber sind dermaßen unterrepräsentiert. Wenn wir ganzheitlich zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen wollen, müssen wir Frauen empowern.”

Jährlich zum International Women’s Day spendet AMELI Zurich 10% ihrer Umsätze an Organisationen, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzen. “Bisher unterstützt haben wir den Malala Fund, aber auch Women’s Hope und das Center for Foreign Feminine Policy. Wir haben uns für dieses Modell entschieden, damit wir die Spenden an eine konkrete Maßnahme knüpfen. Denn als Startup ist es schwierig, 5% aller Erlöse über das ganze Jahr hinweg zu spenden”, so Christina Stahl.

Außerdem hat das Startup die Blogpost-Serie Strong Voices etabliert, in der inspirierende und erfolgreiche Frauen zu Wort kommen und ihre Geschichten erzählen. Ihre Karrierewege, damit verbundene Schwierigkeiten und Lessons learned sollen andere Frauen ermutigen, ihren Träumen nachzugehen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.

“Ich möchte, dass wir nicht nur das nächste Handtaschenlabel sind, sondern das Leben von Frauen zum Positiven ändern.”

Zum Schluss haben wir Christina Stahl nach ihren Tipps für angehende Gründer:innen in der Modebranche gefragt: Es ist wichtig, auf schnelle Iterationen zu setzen, sein Produkt zügig auf den Markt zu bringen und zu testen, ob eine Nachfrage besteht. “Würde ich heute nochmal gründen, würde ich mir von Anfang an Expertenmeinungen einholen. Am Anfang haben wir alles allein gemacht, um Geld zu sparen, aber wir hätten uns viele Fehler sparen können mit den richtigen Expert:innen an unserer Seite.”

AMELI Zurich entstand aus dem Wunsch, elegante und trotzdem funktionale Business-Handtaschen für berufstätige Frauen anzubieten. Heute ist das Startup und seine Gründerin Christina Stahl auch ein Vorbild für Female Empowerment und wie man mit Handtaschen unsere Gesellschaft zum Positiven verändern kann. Wir wünschen Christina Stahl und ihrem Team weiterhin viel Erfolg!

Jenny Wüstner
Content Creation Health Care & Tech
Jenny bringt ihre jahrelange Erfahrung in der PR-Arbeit und Thought Leadership Positionierung für DAX-CEOs, Gründer:innen und Top-Management zu Gründer Studios.
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