Wenn du deine eigene Heldin sein musst mit Malou Rosalie Deuber

Unser Gespräch auf Spotify
Veröffentlicht am: 
August 23, 2024
Im Interview mit
Hannah Trute

Sechs Jahre durfte Malou Rosalie Deuber im Marketing des Haarstyling-Geräte-Anbieters GHD mitgestalten, bis sie Wissen und Erfahrung in die Hand nahm, um eigene Unternehmen zu gründen. 

Wir durften uns mit der Dreifach-Gründerin von Socialreation, CURATIF BEAUTY und SHEDoes Club über die Herausforderungen im Beauty-Bereich austauschen und lernen, welcher Faden sich durch diese Branchen zieht.

„Der Universitäts-Stempel gibt mir zusätzliche Bestätigung meiner Leistung” 

Nach sechs Jahren Wachstum durch die Marketingabteilung von GHD Deutschland, von Assistenz zur Managerin, blieb nur noch die Selbstständigkeit unversucht. Ihre Erfahrungen im Bereich Social Media und Influencing Marketing legen die Grundsteine für mittlerweile drei Jahre Socialrelation. 

Obwohl sich der Titel “Influencer:in” bereits seit 2007 etabliert,1 entfaltete sich die Branche erst in den Jahren 2013/14, als Lifestyle-Blogger ihre Reichweite auf Instagram aufbauten2. Weil Marketingabteilungen ab dieser Ära neue Wege gehen mussten, durften frische Marketingköpfe wie Malou - Millennials wie die Internetpersönlichkeiten selbst - Konzepte und Netzwerke erschaffen. Bis heute setzen Unternehmen für die Vermarktung ihrer Produkte auf Reichweite, Vertrauen, Authentizität und die Content Produktion (dt. Beitragserstellung) der Profile. 

Als Gesicht von Socialrelation stellt Malou nicht nur den Knotenpunkt zwischen Unternehmen und Creator:innen in sozialen Netzwerken, sondern entwickelt Strategien für beide Akteure. Während sie mit Personenmarken sowohl Produktentwicklung als auch unternehmerisches Denken in den Fokus stellt, engagieren sie Unternehmen für Umsatz-Strategien im Influencer Marketing. 

Um ihre praktische Expertise selbstbewusster nach außen zu tragen, belegte sie mit anderen Selbstständigen und Führungskräften ein Weiterbildungsprogramm (engl. Executive Education) an der Yale Universität. Das Remote-Programm eignet sich für alle, die durch ihren Job keine Zeit haben, die Ivy-League von innen zu sehen, aber dennoch auf kontinuierliche Weiterentwicklung setzen. 

„Je größer Kund:innen sind, desto politischer gestaltet sich die Zusammenarbeit.”

Zum Portfolio der Gründerin zählt neben bekannten Luxusmarken wie MCM auch das Drogerieunternehmen DM. Wie Malou erzählt, machen Konzernstrukturen regelmäßige Abstimmungsgespräche erforderlich, während die kleinen Teams der Influencer:innen eine Beratung innerhalb kürzester Zeit umsetzen. Eine Zusammenarbeit mit Konzernen empfiehlt sie deshalb eher Personen, die mit großem Budget über Zeiträume von bis zu zwei Jahren Kampagnen entwickeln möchten.

„Jede berufliche Idee lässt sich umsetzen mit den richtigen Personen im Netzwerk.” 

Ob der Traum einer 4-Zimmer-Altbauwohnung oder die Kooperation mit bekannten Unternehmen – gutes Netzwerken lässt sie Wirklichkeit werden. Um Frauen* in der Wirtschaft Netzwerkstärke zu verschaffen und einen Austausch zu Herausforderungen und Möglichkeiten anzuregen, gründete sie den SHEDoes Club. Die Initiative wird von einer Tochtergesellschaft der Stadt, NEXT MANNHEIM, unterstützt und fördert damit Kooperationen wie mit IN FRAUENHAND GmbH. Durch die Weitergabe an ihre Kund:innen soll das Siegel des Unternehmens an Bekanntheit gewinnen und zukünftig Kaufentscheidungen zugunsten von Produkten aus weiblicher Hand beeinflussen.

Ich wurde gewarnt, dass die Beauty Industrie ein Haifisch-Becken ist” 

Auch die Arbeit in der Kosmetik- und Beauty-Industrie lebt von einem Netzwerk. Die Tochter einer Kosmetikerin erzählt, dass sie vor den Tücken der Branche gewarnt wurde. 

Drei Monate nach dem Launch des Online-Shops fiel die Maske. Auf einem SHEDoes Event wollte sie einer anderen Gründerin ihre Naturkosmetik im Online Store zeigen, konnte die Seite jedoch nicht erreichen.” Ein Unternehmen aus Australien, mit ähnlichem Namen aber aus einer komplett anderen Branche - meldete nicht nur Website, sondern alle Social Media Accounts und legte die junge Marke lahm. Bis auf ihren Instagram-Account, den sie durch Socialrelation Kontakte retten konnte, startete das Marketing bei Null. Für das Design eines neuen Online Stores war zu diesem Zeitpunkt kein zweites Budget verfügbar. 

Sie sei nicht die Erste, der das passiert. Deswegen empfiehlt sie Gründer:innen sich auf diesen Kampf einzustellen oder den eigenen Namen zur Marke zu machen. Denkbar war dies für die Unternehmerin nicht, da ihre Personenmarke bereits die Social Media Beratung repräsentierte.

„Über White-Labeling in der Kosmetikindustrie wird selten gesprochen”

Egal ob Haifisch-Becken oder White-Labeling, Malou kritisiert die Branche für ihre Intransparenz. Um den mühsamen und kostenintensiven Weg einer Produktentwicklung zu überspringen, setzen Unternehmen in der Kosmetikindustrie auf White-Labeling (dt. Weißprodukte). Dabei werden Produkte anderer Unternehmen gekauft und vermarktet. Der Hersteller tritt selbst nicht in Erscheinung.3

Dieses Vorgehen ist attraktiv, da Gründer:innen in der Beauty-Branche vier bis fünfstellige Summen für eine Produktentwicklung investieren müssen, bevor ihr Produkt den Markt überhaupt erreicht. Die strenge Regulierung haben White-Label-Lösungen bereits durchlaufen. Malou hat sich für den Weg der vielen Herausforderungen entschieden: fast zwei Jahre nach der Idee konnte die Naturkosmetikmarke launchen. 

„Nach einem kostenintensiven Start holen Gründer:innen in der Kosmetikindustrie das zehnfache ihrer Investitionen wieder rein.” 

Der rote Ozean der Kosmetikindustrie zieht auch Haifische an. (Von roten statt blauen Ozeanen spricht man bei bereits erschlossenen, umkämpften und damit blutigen Märkten.) Hohe Profitmargen ziehen nicht nur Investor:innen, Fusionen und Übernahmen (M&A) durch bekannte Marken an, sondern ließen sich durch Tricks wie die Erhöhung des Wasseranteils im Produkt manipulieren. Während die Nachfrage stetig und global durch den E-Commerce (dt. Online-Handel) gestillt wird, lassen sich neue Trends bewusst durch das Vermarkten auf Social Media Plattformen ankurbeln.

In diesem Markt, der hohe Margen verspricht und seine Verbraucher:innen mit immer neuen Versprechen 24/7 auf allen Plattformen umwirbt, sieht Malou den Ausgangspunkt für das rigorose Vorgehen einiger Marken. 

Nur circa 40% der Verbraucher:innen handeln konservativ und bleiben ihrem Beautyprodukt treu. Während über 60% bereits nach sechs Monaten wechseln4 - oft schneller als das Verfallsdatum auf der Verpackung. Dieser Entwicklung möchte CURATIFBEAUTY mit sogenannten “Lieblingsprodukten” entgegenwirken. Statt dem vollen Sortiment, Kombiangeboten und 15-Minuten SkinCare Routinen, setzt Malou momentan auf ein einziges Gesichtsserum. Das Unternehmen achtet dabei besonders auf den eigenen CO2-Fußabdruck mit lokaler Produktion und Verpackungsmaterial. 

1 https://www.bidt.digital/glossar/influencer/

2 https://www.zdnet.de/88399845/influencer-der-hintergrund-hinter-dem-phaenomen/

3 https://blog.hubspot.de/marketing/white-label

4 https://www.mckinsey.de/news/presse/2023-05-22-state-of-beauty

Hannah Trute
Content Creation Legal & Tech
Hannah ist studierte Juristin aus Berlin. Bei Gründer Studios stellt sie Gründer:innen in das Spotlight, das sie verdienen. Ihre Mission ist es, Recht und PR zu vereinen und komplexere Themen zugänglicher zu machen.
Noch mehr junge Unternehmen:
Anzeige