Omkar Pimple bringt das Labor in die Klassenzimmer der Welt

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Veröffentlicht am: 
April 7, 2024
Im Interview mit
Jenny Wüstner

Vom Handeln mit Pokemon-Karten zum Gründer einer innovativen Lernplattform, die Virtual Reality in die Klassenräume der Welt bringt, ganz ohne VR-Brille: Omkar Pimple verändert mit seinem Unternehmen Myracle die Art und Weise, wie Schüler:innen in Zukunft MINT-Fächer praktisch erlernen können. Myracleverwandelt jeden Raum in ein Wissenschaftslabor. Im Interview mit Gründerzeit Magazin haben wir mehr über die große Vision des EdTech-Gründers erfahren.

Kinder & Jugendliche für Wissenschaft begeistern

Eines der größten Probleme in der Bildungswelt weltweit ist der Mangel an naturwissenschaftlichen Laboren: Ein Labor einzurichten und zugänglich zu machen ist extrem kostspielig und aufwändig. Diese Herausforderung betrifft laut Omkar Pimple weltweit 600 Millionen Schüler:innen. Er selbst war davon als Schüler betroffen und realisierte als Erwachsener, dass Wissenschaft nur vorangetrieben werden kann, wenn Kinder und Jugendliche Zugang zu innovativen Lernmöglichkeiten bekommen. Denn aus wissenschaftsbegeisterten Schüler:innen werden irgendwann Erfinder:innen und Forscher:innen. Mit Myracle hat er eine digitale Lernlösung geschaffen, die zugänglich für jeden ist.

Mikroskopieren auf der eigenen Schulbank, ein Atom mit den eigenen Händen auseinanderbauen und den Aufbau des menschlichen Körpers in 3D erkunden. All das ist durch Myracle mit einem Smartphone -auch ohne Internetverbindung- möglich.

Damit ist es ein wahrer Game Changer in der digitalen Wissensvermittlung, denn es demokratisiert den Zugang zu Technologien wie Virtual Reality, besonders in Schwellenländern, in denen teure Labore an Schulen nicht finanziert werden können und die Internetverbindung oftmals instabil ist. Diese beiden Faktoren waren für Omkar Pimple entscheidend: Er möchte den Zugang zu Myracle so einfach wie möglich gestalten, damit so viele Kinder und Jugendliche wie möglich weltweit erreicht werden können.

Aktives Lernen statt Pauken in Lehrbüchern

Die Besonderheit von Myracle liegt darin, dass die Lerneinheiten wie Spiele aufgebaut sind: Eine Verbindung von Education & Gamification. Erlernte Konzepte können sofort angewendet und wie in einem Abenteuerspiel ausprobiert werden, was das Verständnis und die Wissensaufnahme in naturwissenschaftlichen Fächern erheblich verbessert.

Omkar Pimple erklärt uns, dass der Großteil der Wissensvermittlung immer noch über klassische Lehrbücher stattfindet und Schüler:innen gezwungen werden, Wissen aus Büchern auswendig zu lernen. Er nennt das passives Lernen. Mit Myraclewerden Lehrkräfte befähigt, ihren Schüler:innen eine neue Art des aktiven Lernens zu ermöglichen. Wissen wird spielerisch vermittelt und durch die VR-Komponente direkt angewandt.

Damit ist der Effekt von Myracle revolutionär: Der Großteil der Teenager weltweit (80%) wird bis 2030 ein Smartphone besitzen und wenn sie das eigene Wissenschaftslabor immer in ihrer Hosentasche dabei haben, können sie frühzeitig auf spielerische Weise, wissenschaftliche Konzepte erlernen.

Omkar Pimple berichtet uns, dass die Schüler:innen, die Myracle in Indien verwenden, bereits nach kurzer Zeit ein größeres Interesse an MINT-Karrieren hatten als vor der Benutzung. Wenn das nicht vielversprechend ist!

Die Markteinführung von Myracle

Omkar Pimple gründete sein Unternehmen im Oktober 2020 aus Deutschland heraus, aber fokussiert sich bei der Expansion erst auf Schwellenländer, wie zum Beispiel Indien. Als gebürtiger Inder, der in Mumbai aufgewachsen ist und als Expatnach Deutschland kam, fühlte es sich natürlich an, sein erstes Produkt erst in Indien zu launchen. In den vergangenen 10 Jahren hatte Omkar Pimple verschiedene Führungspositionen im Software Engineering inne, zum Beispiel bei N26, Zalando oder HelloFresh.

Auf dem indischen Markt zu starten, war aber nicht nur ein Bauchgefühl: Das Potenzial für Education Tech ist enorm aufgrund der hohen Smartphone-Nutzung bei Jugendlichen und der allgemein sehr jungen Bevölkerung. Das Durchschnittsalter in Indien liegt bei 28 Jahren und ca. 600 Millionen Menschen sind unter 20 Jahre alt. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das Durchschnittsalter bei 43,9 Jahren.  

Aktuell wird Myracle an 15 Schulen in Punjab, Indien als bezahltes Pilotprojekt getestet und soll innerhalb der nächsten Monate auf 250 weitere Schulen in der Region ausgeweitet werden. Aktuell besteht das Team aus zehn Vollzeitmitarbeitenden, die hauptsächlich an der Produktentwicklung arbeiten. Dementsprechend hat Omkar Pimple, der Myracle allein gründete, alle Hände voll zu tun mit dem Launch in Indien, der Weiterentwicklung des Produktes und dem Sammeln von Investorengeldern.

Für Myracle steht derzeit die erste Finanzierungsrunde an, um das Produkt weiter auszubauen und zu verbessern. Doch Omkar Pimple hat auch schon ehrgeizige Pläne für die Zukunft seines Unternehmens: Er möchte mit Myracle in der Vermittlung komplexen Wissens weltweit eine führende Rolle übernehmen und plant für die nächsten 10-15 Jahre in verschiedene Bereich des Spatial Computings zu expandieren. Spatial Computing beschäftigt sich damit, wie der Mensch in die virtuelle Welt der Computer eintreten kann, anstatt ausschließlich aus der Ferne mit ihr zu interagieren. Dadurch verschmelzen die reale Welt und die digitale Welt mehr, als es bisher möglich war.

Omkar Pimple sieht mittelfristig auch das Potenzial für eine Ausweitung nach Deutschland, trotz der unterschiedlichen demografischen Struktur und Entwicklungsstufe. In Deutschland können wir das gegensätzliche Phänomen der alternden Gesellschaft beobachten: An deutschen Schulen und Bildungsstätten haben wir es mit einem Lehrermangel zu tun, da immer mehr Lehrkräfte in Rente gehen und nicht genug junge Lehrer:innen auf den Arbeitsmarkt strömen. Hier liegt das große Potenzial für Myracle in der Unterstützung von Lehrkräften.

Als Expat in Deutschland gründen

Der Gründer mit dem Tech-Hintergrund hat nicht nur eine große Vision, sondern auch viel Durchhaltevermögen. Das braucht man als Expat-Gründer in Deutschland auch: Omkar Pimple hat so manche Herausforderung erlebt, die eine Unternehmensgründung in Deutschland mit sich bringt. Besonders der hohe bürokratische Aufwand, den eine Gründung oder Adresswechsel mit sich bringen, erwähnt er als Hindernisse.

Gleichzeitig schätzt er das große Vertrauen, was Kund:innen und Partner:innen entgegenbringen, wenn man in Deutschland gegründet wurde.

Das Unterstützungssystem in der deutschen Gründungslandschaft ist für ihn einmalig. Myracle war in diesem Jahr zum Beispiel Teil der ersten Kohorte des The Migrant Accelerator (TMA). Omkar Pimple betont den Wert dieser Erfahrung, insbesondere die Mentoring- und Schulungsmöglichkeiten und den Austausch mit Investor:innen, Expert:innen und anderen Expat-Gründer:innen, die ähnliche Erfahrungen machen. Myracle konnte außerdem den bekannten VC Early Birdüberzeugen und war in diesem Jahr Finalist der dritten Kohorte des Vision Lab, dem Incubator und Impact Fund von Early Bird.

Myracle ist nicht nur irgendein neues EdTech-Produkt, sondern verfolgt eine Mission, die dazu beiträgt, die Bildungslandschaft zu revolutionieren und komplexes Wissen Kindern weltweit zugänglich zu machen. In unserer aktuellen Welt, in der wissenschaftliche Fakten oftmals ignoriert und mit alternativen Fakten angereichert werden, brauchen wir mehr Wissenschaftler:innen und Menschen, die wissenschaftlich denken können. Somit ist die Mission von Omkar Pimple nicht nur wichtig für die Zukunft von Millionen von Jugendlichen, sondern auch für unsere gesamte Gesellschaft.

Wenn ihr nun mehr über Myracle.io erfahren wollt, besucht’ die Website: https://www.myracle.io/ oder connected euch mit dem Gründer Omkar Pimple auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/omkarpimple/

Jenny Wüstner
Content Creation Health Care & Tech
Jenny bringt ihre jahrelange Erfahrung in der PR-Arbeit und Thought Leadership Positionierung für DAX-CEOs, Gründer:innen und Top-Management zu Gründer Studios.
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